Corona trotzen II, 182 / Freitag, 14. Mai 2021.
Sehr verehrte Straßbergerinnen und Straßberger, liebe Freundinnen und Freunde!
In „Corona trotzen 3“ kam schon einmal Rose Ausländer (1901 – 1988) zur Sprache, mit einem Gedicht über Jerusalem. Aus den späten Jahren 1980 bis 1982, als sie nach einem Oberschenkelhalsbruch kaum mehr aus ihrer Düsseldorfer Wohnung kam, stammt das Gedicht „Mai II“. Ein Text der Hoffnung, abgerungen einem Leben voller Abgründe.
Rose Ausländer, Mai II
Mit Maiglöckchen
läutet das junge Jahr
seinen Duft
Der Flieder erwacht
aus Liebe zur Sonne
Bäume erfinden wieder ihr Laub
und führen Gespräche
Wolken umarmen die Erde
mit silbernem Wasser
da wächst alles besser
Schön ist’s im Heu zu träumen
dem Glück der Vögel zu lauschen
Es ist Zeit sich zu freuen
an atmenden Farben
zu trauen dem blühenden Wunder
Ja es ist Zeit
sich zu öffnen
allen ein Freund zu sein
das Leben zu rühmen
Ja, das wäre/ist doch ein Motto für unseren Corona-Mai: „allen ein Freund zu sein / das Leben zu rühmen“.
Gott segne Sie. Und bis morgen,
Ihr
Florian Schuller